„In meinem tiefsten Inneren“, sagt der Fuchs zum Hasen, „bin ich Vegetarier. Ich liebe alle Lebewesen viel zu sehr, als dass ich sie fressen könnte.“ Der Hase, in sicherer Entfernung jederzeit sprungbereit, blickt weiterhin skeptisch. „Fuchs“, sagt er, „das musst du mir schon beweisen, wenn ich es dir glauben soll.“ Na gut, denkt der Fuchs, und mümmelt an seiner Karotte.
Menschen, die ihr Wissen verkaufen, haben es nicht leicht. Sie können ihre Ware nicht herzeigen und keine Probefahrten anbieten. Sie können noch so sehr behaupten, dass Sie Experte sind – einen neuen Kunden überzeugt das nicht unbedingt. Und so geht es ihnen oft wie dem Fuchs, der dem Hasen seine innersten Überzeugungen erklären will. „Ich bin Experte“, sagen sie, „ich habe viel Erfahrung und kann Sie kompetent beraten.“ Ob es die Kunden glauben? Viele hätten lieber einen Beweis.
Eine Trainerin kann im Seminar nicht ihr Wissen weitergeben und das Gelernte bei Nichtgefallen wieder zurückverlangen. Doch eines können Spezialisten tun: Sie können Gratisproben verschenken. Verpackt sind diese nicht in kleinen Plastiksäckchen, sondern in Fachartikeln, Blogbeiträgen, Kolumnen online oder offline. Ob Beraterin, Coach, Therapeutin, Steuerberater, Ärztin oder Speaker – Wissen in Gratisportiönchen zu verpacken ist ein probates Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen und den Expertenstatus zu festigen.
Leider verheddern sich manche in Fallstricken. Die meiner Meinung nach drei häufigsten:
- Sie verwechseln Fachtext mit Werbetext. Der wesentliche Unterschied ist: In einem Werbetext verspricht man etwas, behauptet man, etwas zu können und zu wissen. In einem Fachtext haben Versprechungen nichts verloren. Hier beweist man sein Wissen, indem man ein Stück davon bereitwillig teilt. Man spricht sozusagen nicht davon, Vegetarier zu sein, sondern mümmelt seine Karotte. 🙂
- Sie fürchten sich vor Nachahmern und geizen mit ihrem Wissen. Dabei ist diese Sorge unbegründet: Nicht das Wissen allein macht den Erfolg beim Kunden aus, sondern die Art der Umsetzung, die Art der Vermittlung. Selbst wenn mehrere Menschen dasselbe Wissen haben, so würde es doch jeder auf eine andere Weise nach außen tragen und damit einzigartig sein.
- Sie schreiben im Fachjargon, um von den Fachkollegen nur ja nicht als zu banal belächelt zu werden. Blöd ist nur, dass sie dadurch ausgerechnet von ihren Kunden nicht verstanden werden. Denn die Kunden sind nicht vom Fach und kennen daher die Fachsprache nicht. Wären sie vom Fach, dann wären sie vermutlich keine Kunden.
Im nächsten Beitrag erfahren Sie, wie Sie mit einfachen Tricks Ihren Fachartikel gut strukturieren und schnell fertigstellen können. Bis dahin wünsche ich eine schöne Zeit!
Finde ich wunderbar geschrieben und inhaltlich eine Punktlandung. Als vierten Punkt würde ich noch Ausdauer, Konsequenz und Redaktionsplan hinzufügen, aber das gehört wohl zu den weiterführenden Artikeln.
lg D. Lux
🙂 Ja, da gibts jede Menge dazu zu sagen. Deshalb auch: Fortsetzung folgt … ! Was ist mit „Konsequenz“ gemeint? Dass man regelmäßig schreiben sollte, um wahrgenommen zu werden?