Wie du deine Autorenmarke entwickelst

Wie du deine Autorenmarke entwickelst

Kategorie: Authorpreneur, Das Geschäft mit Büchern

Serie „Authorpreneur“. Über die wichtigste Person im Sachbuchgeschäft: DICH! Ein Interview mit „Markenkern-Schürferin“ Ulrike Zecher.

Ein wesentliches Erfolgskriterium für dich als Autor*in ist, dass du dich selbst beim Schreiben ins Zentrum stellst. Ganz nach dem Motto „Sachbuchschreiben ist eine Unternehmung, also bist du Unternehmer*in“ konntest du in meinem letzten Beitrag einen Überblick über die Haltung, Aufgaben und Fähigkeiten bekommen, auf die es dabei ankommt.

Um dir die erste der Kompetenzen näherzubringen, habe ich Ulrike Zecher, ihres Zeichens „Markenkern-Schürferin“ und Schreib-Coachin, um ein Interview gebeten.

Liebe Ulrike, du „schürfst Markenkerne, wie man deiner Website entnehmen kann. Was können wir uns denn darunter vorstellen? Was verstehst du unter dem Markenkern einer Autorin?

Beginnen wir doch gleich mit dem Prozess des Schürfens, dann wird schnell klar, was ich unter einem Markenkern verstehe.

Meiner Kundschaft stelle ich im Schreibcoaching viele Fragen, die wir im Pingpong schriftlich beantworten. Zwei Tage hake ich nach, vertiefe und gemeinsam sieben wir den Markenkern einer Autorin, Beraterin, Coachin oder Unternehmerin. Dieser hochsensible Prozess erinnert mich ein bisschen ans Zwiebel schälen: Es dauert ein wenig, bis man sich häutet. Und manchmal fließen sogar Tränen. Denn der Markenkern einer Personenmarke liegt nie allein im Bewussten, sondern immer zu 80 Prozent im Unbewussten.

Am Ende des Schreibcoachings könnte meine Kundschaft ihren Markenkern auf einen Bierdeckel schreiben. Oder noch besser auf die Startseite ihrer Webseite sowie auf sämtliche Social-Media-Profile. Ganz wichtig: In meiner Arbeit geht es nie um aufgesetzte Marketing-Formeln, sondern immer um die Essenz einer Person. Ich stelle unter anderem diese Fragen:

  • Wer bist du?
  • Was treibt dich an?
  • Was ist dein besonderes Angebot?
  • Was unterscheidet dich von anderen?
  • Was ist der rote Faden in deinem Business?
  • Wer ist konkret deine Zielgruppe?
  • Welches Bedürfnis oder Problem „löst“ du?
  • Wie schreibst oder sprichst du?

Diese Fragen kommen dir bekannt vor, oder? Sie ähneln jenen, mit denen jede Autorin ihr Buchkonzept entwirft. Die Essenz all dieser W-Fragen bildet den Markenkern einer Autorin: Hier entstehen ihre Botschaft, Identität, Schreibstimme und Vision.

Reicht es denn beispielsweise nicht, wenn ich mein Sachbuch kurz und knackig in einem Satz auf den Punkt bringen kann? Muss ich mir unbedingt als Autorin eine Autorenmarke aufbauen?

Ah, ich verstehe, du denkst sicher an den Elevator-Pitch-Satz, oder? Nein , dieser Satz allein reicht nicht aus. Dieser Pitch ist zwar von großer Bedeutung, da er idealerweise später auf der Startseite einer Webseite oder Landingpage sowie in den Social-Media-Profilen einer Autor*in erscheint.

Ja, um in den Köpfen von Verlagen, Journalisten und potenziellen Leserinnen und Lesern hängen zu bleiben, ist es entscheidend, eine starke Autorenmarke aufzubauen und zu vermarkten. Andernfalls besteht die Gefahr, im Buchdschungel komplett unsichtbar zu bleiben. Besonders in der digitalen Welt ist es als Autorin und Unternehmerin unerlässlich, die eigene Autorenmarke mit einer Buch-Landingpage, Blogs und in den Sozialen Medien sichtbar zu machen.

Am klügsten ist es sogar, bereits vor und während des Schreibprozesses eine Community aufzubauen – interessierte Menschen, die das Buch später gerne teilen und rezensieren.
Und ich höre deine Leserschaft jetzt schon stöhnen: „Brauche ich den ganzen Social-Media-Zirkus?“

Die richtige Antwort lautet: Ja!

Genau wie bei der strategischen Planung meines Buchprojekts als Autorin, entwickle ich als Unternehmerin gezielt meine Autorenmarke auf Plattformen wie LinkedIn, Instagram und Co. Hier sind die Schritte, die ich empfehle:

  • Ich entwickle eine durchdachte Content-Strategie.
  • Ich erstelle einen Redaktionsplan.
  • Ich lerne, in meiner eigenen Schreibstimme social-media-gerecht zu texten.
  • Ich überwinde meine Angst vor Sichtbarkeit und teile auch persönliche Dinge.

Mir gefällt die Wortschöpfung „Authorpreneurship“ in diesem Zusammenhang sehr gut. Als Autorin bin ich für die Inhalte und Schreibqualität verantwortlich, als Unternehmerin übernehme ich die Verantwortung, mein Produkt ‚Buch‘ sinnvoll zu vermarkten. Je strategischer ich mein Marketing angehe, desto größer ist die Chance, viele, viele Bücher zu verkaufen.

Und mit einer Riesenportion Glück wird aus dem Buch sogar ein Bestseller oder Longseller. Falls es nicht sofort gelingt, dann vielleicht beim zweiten, dritten oder vierten Buch.

Was ist denn aus deiner Sicht entscheidend, um erfolgreich zu werden?

Das ist für mich eindeutig die Transformation einer Autorin. Angenommen, eine Soloselbstständige will ein Sachbuch schreiben. Dann muss sie in der ersten Phase des Schreibens die künstlerische Wandlung meistern. Aus der Expertin wird eine Autorin. In einem geschützten Raum darf sie sich ausprobieren, lernen und auch für Momente scheitern.

Bei der Veröffentlichung eines Buches wird die Autorin wieder zur Unternehmerin, die ihr Produkt Buch am Markt vermarkten „muss“. Sie tritt aus dem Prozess der unsichtbaren künstlerischen Tätigkeit ins Rampenlicht. Bei diesem Schritt hilft ihr der Markenkern: Egal, ob sie später ein Radio-Interview gibt, in einen Fernsehauftritt glänzt oder eine Pressemitteilung veröffentlicht, der Markenkern ist der Leitfaden für das Buchmarketing und jede Form der öffentlichen Kommunikation.

Wenn ich die Autorenmarke dann für mich klar habe – schränke ich mich dann nicht ein? Wie gehe ich damit um, wenn ich zum Beispiel vielseitig interessiert bin und unterschiedliche Themen bedienen will?

Diese Frage stellen mir vielseitige Unternehmer*innen häufig. Sie denken, dass sie sich auf einer Webseite immer auf eine enge Nische festlegen müssen. Daher möchte ich an dieser Stelle mit dem Mythos aufräumen, dass wir uns immer in einer Nische positionieren müssen.

Die entscheidende Frage ist: Wie bin ich für meine Kundschaft greifbar? Zwei Möglichkeiten gibt es.

  1. Ich baue als vielseitig interessierte Autorin eine Dachmarke auf, unter der all meine Buchtitel ihren Platz finden. Wenn ich zum Beispiel gerne medizinische Ratgeber schreibe, könnte der rote Faden meiner Dachmarken-Webseite sein, dass ich komplexe Dinge humorvoll erkläre. Wichtig: In diesem Fall schreibe ich natürlich auch auf meiner Webseite in meiner witzigen Schreibstimme.
  2. Der andere Weg ist, dass ich jeden Ratgeber einzeln über eine sogenannte Verkaufsseite (Landingpage) vermarkte.

Hast du für uns ein Beispiel erfolgreicher Sachbuchautor*innen?

Da ich als Schreib-Coachin gerne in psychologische Ratgeber eintauche, denke ich sofort an die Autorin und Psychologin Stefanie Stahl. Egal ob Instagram, Presse, TV oder auf den Spiegel-Bestseller-Listen – an ihrer Sichtbarkeit kommt nun wirklich keiner vorbei.

Direkt auf ihrer Webseite stellt sie sich mit einem aussagekräftigen Elevator-Pitch vor:Ich bin Stefanie Stahl, Psychologin, Psychotherapeutin, Autorin und Podcasterin. Mein Beruf ist meine Berufung: Ich möchte Menschen ermutigen, sich mit ihrer eigenen Psyche zu beschäftigen. Denn je besser wir uns selbst kennen und verstehen, desto eher können wir unser Leben positiv gestalten.“ Das ist die hohe Kunst eine Autorenmarke nahbar, menschlich und greifbar zu transportieren. Frau Stahl ist deswegen so erfolgreich, weil sie sicherlich viel Geld, Zeit und Ressourcen in ein perfektes Online-Marketing investiert hat.

Und wie definierst du deinen Markenkern?Portrait Ulrike Zecher Markenkernschürferin

Bei mir dreht sich alles um „Content mit Kohlensäure“. Erfrischend anders. Für Menschen & Marken.

Als Markenfrau und Schreibcoachin begleite ich Solo-Selbstständige sowie Unternehmer*innen vom Markenkern über lebendige Texte bis zur Social Sichtbarkeit. Mit meiner Kundschaft arbeite ich agil im Schreibcoaching-Pingpong. Auf Wunsch auch 1:1 im Workshop.

Mein Mikropony steht dabei für holistisches Marketing, also Marketing, dass ich mit meiner Kundschaft von innen nach außen entwickele. Warum? Erst wenn ich meine Markenbotschaft innerlich fühle, kann ich nach außen wirksames Marketing machen.

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Dem ist wohl kaum mehr etwas hinzuzufügen. Vielen Dank, liebe Ulrike, für deine schlauen Antworten. Oh, eines noch. Wenn ihr mit Ulrike euren Markenkern schürfen wollt: Ihr findet sie hier https://www.UlrikeZecher.de und hier https://www.linkedin.com/in/ulrikezecher/

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2 Comments

  1. Liebe Daniela,

    herzlichen Dank für deine Einladung und die spannenden Interview-Fragen zum Thema „Authorpreneurship“. Es hat mir wirklich große Freude bereitet, daran teilzunehmen.

    Ich bin mir sicher, dass deine Blogleser*innen ebenso viel Freude mit meinen Tipps zum „Markenkern schürfen“ haben werden.

    Herzliche Grüße aus Köln

    Ulrike

    • Und ich danke dir, dass du dein Wissen mit uns teilst!

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