Autor*innen, professionalisiert euch!

Autor*innen, professionalisiert euch!

Kategorie: Authorpreneur, Das Geschäft mit Büchern

Serie „Authorpreneur“. Viele Sachbuchautor*innen agieren heute noch so, als wäre die Buchbranche im 20. Jahrhundert stecken geblieben. Über erfrischend neues Denken und warum du als „Authorpreneur“ viel erfolgreicher bist.

Früher, ach ja, da war die Autorenwelt noch in Ordnung. Da wurde man von der Muse geküsst und schrieb, was einem bedeutsam erschien. Man gab das Manuskript einem Verlag und der kümmerte sich dann um alles. Man konnte sich befriedigt zurücklehnen und unterm Apfelbaum, an einem Grashalm kauend, über das nächste Schreibprojekt sinnieren. Was für ein paradiesisches Dasein! … Okay, okay. Manche dieser musengeküssten Schriftsteller nagten am Hungertuch, aber wenn sie mal wieder nicht die Miete zahlen konnten, war im Verlag vielleicht ja das Besuchersofa frei, auf dem sie pennen konnten.

Times, they are a-changin’

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Branche fundamental verändert. Der Buchmarkt ist von einem harten Verdrängungswettbewerb gekennzeichnet, die Margen sind knapp, neue Medien sind omnipräsent, die Globalisierung und nicht zuletzt die Möglichkeiten des Selfpublishing haben das Geschäft mit Büchern umgekrempelt.

Nur in den Köpfen der Autorinnen und Autoren scheint sich nicht viel verändert zu haben, es haben sich bloß jede Menge pessimistischer Sichtweisen dazugesellt: Mit dem Buchschreiben könne man kein Geld verdienen, heißt es, die Verlage machen ja gaaar nichts mehr, die Bösen, und drücken das Honorar und streichen Kosten auf Teufel komm raus. Und die Sache mit dem Selfpublishing sei ja ganz nett, aber wer ein „richtiger“ Autor sein will, müsse schon bei einem Verlag unterkommen. Nun ja. Immerhin gibt es  einen langsam größer werdenden Teil ambitionierter Schreibender, die sich von alldem nicht beeindrucken lässt und sich an die Gegebenheiten anpasst.

Das, liebe Autorin und lieber Autor, möchte ich dir auch ans Herz legen. Denn es ist doch logisch: Wenn die Branche sich ändert, müssen ihre Akteure das auch. Ich habe einen Vorschlag für dich:

Der neue Mindset: Nimm Authorpreneur-Haltung ein

Im anglikanischen Raum hat sich das Wort „Authorpreneur“ entwickelt. Du erkennst schon, welche zwei Wörter da drinstecken, oder? Der Autor und der Entrepreneur – der Unternehmer also. Profiautor ist wohl die passende Übersetzung, in Abgrenzung zum Hobbyautor. Dem Hobbyautor geht es in erster Linie darum, dass er seiner Leidenschaft nachgehen kann, dem Schreiben. Das will der Profiautor auch, doch sein Ansinnen ist es, damit auch Geld zu verdienen und dies nicht dem Zufall zu überlassen. Und um eines klarzustellen: Beides ist okay! Du musst dich nur entscheiden, zu welchen du gehören willst.

Es geht also um eine grundlegende Haltungsänderung: Willst du vom Erfolg träumen – oder willst du ihn auch erleben? In meinem früheren Leben als Angestellte war oft vom „unternehmerischen Denken und Handeln“ die Rede, die man als erfolgreiche Mitarbeiterin haben müsse. Darum geht es auch hier: um den Unternehmergeist! Ich bin seit über zwei Jahrzehnten selbstständig, und wenn ich den Unterschied zum Angestelltendasein auf den Punkt bringen soll, ist es wohl der: Für den Erfolg meiner Projekte ist niemand anderer verantwortlich als ich selbst! Nicht die Kunden, nicht der Markt, schon gar nicht ein Verlag oder sonst jemand, den ich brauche für Leistungen, die ich nicht selbst erbringen kann. Wenn ich eine Aufgabe in andere Hände lege und der baut Mist, sodass das Projekt floppt, rede ich mit der- oder demjenigen ein ernstes Wort und ziehe Konsequenzen. Verantwortlich für den Flop bin dennoch ich selbst. Keine Ausreden!

Du als Autor*in im Zentrum

Ein entscheidender Unterschied zur vorherrschenden Auffassung ist: Nicht dein Buch steht im Zentrum aller Handlungen und auch nicht ein Verlag, sondern du als Autor*in. Du baust dein Geschäft rund ums Buchschreiben auf, und da sind deiner Fantasie und deinen Vorlieben keine Grenzen gesetzt. Ein Beispiel: Du schreibst Bücher über Entspannung und Regeneration. Um diese Bücher erfolgreich zu machen, betreibst du ein Blog, befüllst regelmäßig eine Kolumne in einer Tageszeitung, hältst Vorträge oder Workshops ab, machst 1-on-1-Coachings und verfasst Fachartikel, die du passenden Fachzeitschriften anbietest. Alles bezahlt selbstverständlich! Das heißt, du machst deinen finanziellen Erfolg nicht vom Verkauf deiner Bücher allein abhängig, sondern baust ein Geschäft rund um dich und dein Knowhow auf. Das funktioniert gut, weil du bei jedem deiner Angebote auf die anderen querverweist. Gleichzeitig stärkst du auch dich als Marke!

Skills für die One-(Wo)man-Show

Wie klingt das für dich? Bist du dabei? Dann wird es Zeit, dass du deine Skills weiterentwickelst. Einige wichtige habe ich für dich aufgelistet:

Autorenmarke aufbauen: Du baust dein Geschäft nicht rund um dein Buch auf, sondern um dich als Autor*in. Hier findest du ein Interview mit Markenkern-Schürferin Ulrike Zecher.

Den Markt kennen: Du kennst die wesentlichen Marktteilnehmer, sodass du weißt, mit wem du für deine Bücher zusammenarbeiten kannst – vom Autorencoaching bis zum Lektorat. Lies hier weiter über „Wer spielt mit in der Buchbranche?

Publikationswege kennen: Du kennst die Vor- und Nachteile von Verlags- und Eigenpublikation und kannst für dich richtig entscheiden. Hier ein Interview über das Selfpublishing mit Publikationsberaterin Dorothee Köhler.

Managerqualitäten: Du hast Verantwortung über die Finanzen, den Verkauf, das Marketing und die Werbung und kalkulierst, um herauszufinden, ob sich dein Buchprojekt lohnt. (Siehe auch meinen Artikel im DFJV „Unternehmen Sachbuchschreiben – zwischen Leidenschaft und Kalkül„)

Selbstorganisation: Du weißt, wie du dich und andere organisierst, von der Buchidee bis zum fertigen Buch. Bitte lies hier weiter! Oder hier: Wie du dein Buchvorhaben durchziehst.

Outsourcing: Keiner kann alles. Die Kunst einer One-(Wo)man-Show ist zu entscheiden, was du selbst erledigst und was du in fremde Hände gibst.

Risikobereitschaft und Geduld: Ein Buch zu schreiben bedeutet, dass du in Vorleistung gehst, und zwar nicht zu knapp, wenn man an die vielen hundert Stunden deiner Lebenszeit denkt, die so ein Projekt samt Marketing und Nebenleistungen verschluckt. Bis du in der Gewinnzone bist, kann das schon einige Zeit dauern!

Diversifizierung: Wie oben bereits beschrieben, gilt es, dein Geschäft rund um dich und deinen USP aufzubauen.

Über den Tellerrand schauen: Als Authorpreneur bist du dann erfolgreich, wenn du deinen eigenen Weg findest. Ausgetrampelten Pfaden zu folgen heißt, dass viele andere schon dort waren. Finde also neue Wege und Methoden und halte die Augen offen für neue Ideen.

An den Erfolg glauben: Im Leben einer Profiautorin, eines Profiautors gibt es immer wieder Rückschläge und Misserfolge. Sich davon nicht entmutigen zu lassen, dafür brauchst du nicht nur viel Optimismus, sondern auch ein gutes Maß Hartnäckigkeit. Hier gibt es Motivationsschub für dich.

6 Comments

  1. Du bist die Beste!!!!
    Gerade reingeflattert, dein Blog. Großartig.
    Sitze gerade und schreibe (wobei ich mehr grüble als schreibe 🙂 ), aber immerhin, ich bin noch immer dran 😉

    Danke für deine Zeilen!!

    Alles Liebe, Sabine

    • Liebe Sabine, danke!

      Und du weißt doch: Denken (und manchmal auch grübeln) ist dem Schreiben immanent. 😉 Ich freue mich schon auf dein Buch!

  2. Liebe Daniela,

    danke für deinen Beitrag.

    Mit „Authorpreneur“ habe ich gerade wieder ein neues Wort gelernt. Und ich finde, es trifft den Kern: Wer Buchautorin sein will, kommt um das Unternehmertum nicht herum.

    Sommerliche Grüße nach Wien,

    Ulrike

    • 😃 Zumindest, wenn sie/er mehr vorhat, als sich einen kleinen Wunsch erfüllen! Ich verstehe Hobbyschreiber*innen schon auch gut: Sie haben Spaß am Schreiben und wollen sich um sonst nichts kümmern!

      Die Frage ist aber: Wie können Leser*innen erkennen, ob sie es mit einem Profiautor zu tun haben, der fundiert recherchiert und viel Erfahrung hat, oder nicht? Das ist bei Sachbüchern ja ein wichtiges Kaufkriterium!

    • Liebe Daniela!

      Ich sehe mich zwar nicht als Authorpreneur, trotzdem danke für diese motivierenden Zeilen. Du hast mich wieder etwas wachgerüttelt.

      Ganz liebe Grüße

      Silvia

    • Ah, das freut mich aber! 👍😃

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