Serie „Authorpreneur“. Selbstorganisation ist für die meisten Autor*innen eine Steilvorlage – wie für jedes Projekt und jedes Vorhaben, das wir planen. Diesmal über den wohl wichtigsten Hebel: Routine!
Als ich mich vor über 20 Jahren selbstständig machte, fühlte ich mich so frei! Endlich musste ich nicht mehr tun, was andere von mir wollten. Endlich nicht mehr täglich dasselbe, immer im gleichen Trott. Endlich war ich meine eigene Chefin. Keine Pläne, schon gar keine längerfristigen. Und Routine? Kommt mir doch nicht mit dieser Langweilerin! Täglich Abenteuer, das ist es, was das Selbstständigsein ausmacht!
Es dauerte nicht lange, da entpuppte sich diese unbändige Freiheitslust als Schuss ins eigene Knie. Man bekommt einfach nicht so viel gebacken, wenn man der Intuition folgt. Und es ist auch ziemlich anstrengend, jeden Tag das Rad neu zu erfinden. Das ist es nämlich, was man tut, wenn man nur ja keiner Routine folgen will.
Daher breche ich an dieser Stelle eine Lanze für die Routine. Denn ich habe sie lieben gelernt. Keines meiner Bücher, die unter meinem Namen geschriebenen nicht und auch nicht die als Ghostwriter, wäre je halbwegs in der Zeit fertig geworden, hätte ich nicht die Routine zu Hilfe genommen.
Warten, bis die Muse küsst? So wird das nix!
Da kannst du nämlich lange warten. Die Muse, so schrieben Emi Treu und ich in unserem gemeinsamen Werk Rock dein Leben, „ist in Wahrheit keine wohlwollende Frau, sondern sehr oft eher eine zehnarmige Bestie, die du erst mühevoll zähmen musst, damit ihr Kuss dir gefällt. […] Wenn du etwas erreichen willst, dann häng dich rein. Gib nicht auf. Rechne mit Rückschlägen. Streng dich an. Es steckt ja nicht umsonst das Wort Leiden in der Leidenschaft!“
Was nämlich passiert, wenn du in den Tag hineinlebst, ist Folgendes. Angenommen du willst endlich – aber jetzt wirklich!!! – regelmäßig Sport machen. Du nimmst dir vor, gleich morgen noch vor dem Frühstück mit einer kleinen Runde um den Häuserblock zu starten. Am nächsten Morgen wachst du auf, und ein frischer Kaffeeduft entführt dich in die Küche. Bis dein Hirn endlich aufgewacht ist und dich an dein Vorhaben erinnern kann, hast du schon einen Espresso in der einen und ein Kipferl in der anderen Hand. Oje, denkst du, mit Kipferl im Magen ist das sicher nicht gut zu laufen. Na gut, aber morgen dann.
Da hat also die eine Routine die andere ausgeknockt und ein leichtes Spiel dabei gehabt. Soviel zur Kraft der Routine!
Was also tun?
Das neue Vorhaben mit einer Routine aufmagazinieren, damit sie stark genug wird, der anderen die Stirn zu bieten. Das erfordert natürlich am Anfang einige Anstrengung. Aber diese Anstrengung muss dir die gesündere Lebensweise wert sein, oder? Du kannst also beispielsweise damit anfangen, eine halbe Stunde vor deinem Herzblatt aufzustehen, der den Kaffee immer kocht. Dir deine Laufsachen am Abend davor schon neben das Bett zu legen. Vielleicht sogar so, dass du statt in die Hausschlapfen gleich in die Laufschuhe steigst. Und das machst du so lange, bis es dir zur Selbstverständlichkeit geworden ist, morgens zu laufen. Klingt ganz einfach, oder? Aber ich weiß, ist es nicht. Sondern anstrengend, ich sagte es schon.
Schreibroutine
Einfach wird es erst, wenn diese Routine etabliert ist. Statt „regelmäßig Sport machen“ kannst du jedes beliebige Vorhaben einsetzen. Beispielsweise auch: „Endlich mit dem Buchschreiben anfangen.“ Der Schlüssel, das Manuskript auch wirklich bis zum Ende zu schreiben, liegt auch hier in der Routine. Meine Autor*innen kämpfen immer damit, doch gemeinsam schaffen wir es. Beispiele aus dem Coaching:
- „Ich schreibe jeden Werktag vor dem Frühstück, sonst wird das nix. Und wenn es nur eine halbe Stunde ist. Zwei Stunden sind natürlich besser, aber das geht nicht immer. Dann bin ich auch mit ein bisschen Schreiben zufrieden.“
- „Ich habe einen und einen halben Tag pro Woche fürs Buch blockiert. In dieser Zeit bin ich auch telefonisch nur zu Mittag und am Abend zu erreichen, Mails beantworte ich nur außerhalb dieser Zeit, denn sonst bleibe ich dort hängen und finde den Weg nicht mehr zurück zum Buch.“
- „Am Morgen brauche ich Bewegung, da schaffe ich es nicht zu schreiben. Doch jeden Tag nach der Arbeit setze ich mich noch in den Park oder ins Café oder zu Hause an den Schreibtisch und arbeite zwei Stunden konzentriert am Buch. Wenn ich unterwegs bin, nehme ich mir alles Material schon am Morgen mit, damit ich keine Ausrede habe.“
Der Zwilling der Freiheit
Ich habe es gehört, dass du jetzt gerade geseufzt hast. Stimmt‘s? Weil du keine Lust hast, zusätzlich zum durchgetakteten Beruf auch noch abseits davon einer Routine folgen zu müssen. Freiheit ist eine Sehnsucht, die wir alle in uns tragen. Wir verbinden damit Unabhängigkeit, Selbstbestimmung, Lebensfreude, Lebensgenuss.
Doch wie genussvoll ist es denn, wenn du nach fünf Jahren immer noch kein sportliches, bewegungsreiches Leben hast und dein Körper dadurch krank wird? Wie viel Lebensfreude bedeutet es für dich, wenn du daran denkst, dass der Traum vom eigenen Buch immer noch ein Traum ist und es wohl bleiben wird? Siehst du, da kommt Bedauern auf. Trauer um vertane Zeit.
Verantwortung, sagte mein Lehrer Alfried Längle in der Ausbildung zum Existenziellen Coaching, ist der Zwilling der Freiheit. Will sagen: Selbstverantwortung. Du hast die Freiheit zu entscheiden, ob du ein Buch schreiben willst oder nicht, ob du ein gesundes Leben haben willst oder nicht. Dann kommt die Selbstverantwortung auf den Plan. Du selbst hast die Verantwortung, das umzusetzen, was dir wichtig ist. Ist es wichtig für dich, dass du den Traum vom Buch realisierst? Dann sei verantwortlich dafür, dass du auch entsprechend handelst.
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Du sagst es! Ach, dann bin ich also nicht allein mit meiner früheren Meinung zur Routine 😃