Verlage richtig anschreiben

Verlage richtig anschreiben

Kategorie: Publizieren

Exposé und Probetext sind ja schon eine Challenge – und dann auch noch das Anschreiben! Was du tun und lassen solltest, um einen Verlag zu überzeugen

Verlage im Gießkannenprinzip anzuschreiben macht wenig Arbeit: Man schreibt einen Standard-E-Mail-Text, der so allgemein wie möglich gehalten ist, damit er für alle passt – und ab die Post. Im Nu hat man 50 Verlage an der Angel. Meint man zumindest. Nutzt halt nur nix. Welcher Verlag will sich schon mit einem Autor abgeben, der nicht einmal den Anstand hat, sich näher mit ihm auseinanderzusetzen? Da ist es nicht anders als mit Bewerbungsschreiben. „Hundert Bewerbungen habe ich letzte Woche weggeschickt und keine einzige Antwort bekommen“, haben sich früher manche Teilnehmerinnen beschwert, als ich noch Bewerbungstrainings in einer großen Bildungseinrichtung abgehalten habe. Wen wunderts?

Was dem Standardtext fehlt: der Fokus auf den jeweiligen Verlag

Ich erinnere mich an meine Zeit als Recruiterin, wo ich quasi am anderen Ende der Fahnenstange saß und täglich mehrere Bewerbungen in meine Mailbox bekam. Ich konnte die Gießkannenbewerbungen sofort erkennen. Das waren jene, wo ich nach dem ersten Satz einen akuten Schlafanfall bekam. Kein Bezug auf unser Unternehmen, kein freundliches Wort zur Motivation, warum der- oder diejenige bei uns gerne arbeiten würde. Stattdessen nur Infos, wie toll der Bewerber war.

Natürlich wollte ich etwas über die Qualifikation wissen. Doch ich wollte auch erkennen, wie groß das Interesse des Bewerbers tatsächlich war, ob er sich schlau gemacht hatte, wer wir überhaupt waren. Der Effekt ist ungefähr so wie wenn du in eine Boutique gehst und die Verkäuferin erklärt dir, wie toll der Laden ist, anstatt dir zu erzählen, wie gut dir der Pulli steht und dass er die Farbe deiner Augen viel mehr zur Geltung bringt. Was meinst du, wann würdest du eher kaufen? Wohl deshalb, weil die Verkäuferin dir klarmacht, welchen Mehrwert DU hast (und nicht, weil der Laden schön ist).

Genau so geht es auch der Verlagslektorin: Du überzeugst sie nicht nur durch dein tolles Buchkonzept, sondern vor allem, weil du ihr den Mehrwert FÜR DEN VERLAG nahebringen kannst.

Das Anschreiben ist das Erste, das die Lektorin zu sehen bekommt

Was das Cover deines Buchs für die Käuferin im Buchladen, das ist das Anschreiben für die Lektorin. Nur wenn das ansprechend ist, wird sie auch ins Exposé reinschauen. Nur dann wird sie sich die Mühe machen, deine Buchidee genauer zu betrachten.

Das bedeutet: Für jeden Verlag, den du in deiner näheren Auswahl hast, schreibst du ein extra Anschreiben. Denn wenn ein Verlag sich für dein Buchprojekt interessieren soll, dann hilf ihm zu verstehen, wie gut das Buch tatsächlich in sein Verlagsprogramm passt. Als du dich für die fünf bis zehn von dir präferierten Verlage entschieden hast, hast du dir ja hoffentlich genau diese Frage gestellt. Wenn nicht, dann lies doch einmal, was ich über die Verlagsauswahl kürzlich geschrieben habe.

Die wesentlichen Merkmale eines erfolgreichen Anschreibens

Zunächst einmal: Halte dich an die Wünsche des Verlags. Wenn er deine Anfrage nur per Online-Formular haben möchte, dann tu das. Vielleicht hat er auch eine spezielle Mailadresse für deine Einsendung. Oder er hat auf der Website die wichtigen Fragen zusammengestellt, die du ihm beantworten solltest – im Exposé, aber die können dir auch eine Idee fürs Anschreiben geben.

Dass Verlagslektorinnen oft jede Menge unverlangte Exposés zu sichten haben, muss ich vermutlich nicht mehr extra erwähnen, oder? Deshalb ist es so wichtig, dass du eine gut durchdachte, marktfähige Idee in deinem Exposé vorstellst. Und damit dieses auch gelesen wird, brauchst du ein Anschreiben, das aus der Masse der anderen heraussticht. Ohne überzeugendem Anschreiben nützt dir das beste Exposé nichts.

Kurz und aussagekräftig muss es sein und gleichzeitig keine bloße Zusammenfassung dessen, was später im Exposé zu lesen ist. Darauf solltest du besonders achten:

Der Betreff

Er muss der Lektorin Orientierung geben. Das heißt: Was hat sie vor sich? Worum geht es? Z.B. „Angebot meines Ratgebers ‚Reisen bildet‘“ oder auch „Publikationsanfrage für meinen Ratgeber …“

Der erste Satz

ist wichtig, das gilt nicht nur für dein Manuskript, sondern für alle Texte. Im Anschreiben stelle am besten eine Verbindung her zwischen dir und dem Verlag. Z.B. „Ihr Verlag ist bekannt für alternative Reiseliteratur – mein Ratgeber „Reisen bildet – mit Herz und Hirn nach Kanada“ möchte Reisewilligen den Bildungsaspekt … näherbringen. So wie Ihre Bücher ist auch meines geprägt durch die unkonventionellen Anregungen …“

Zielgruppe

Kürzestinfos über deine Zielgruppe: „Die Zielgruppe meines Buchs sind intellektuell orientierte Menschen … und deckt sich daher gut mit der Leserschicht Ihres Verlags.“

Der Mehrwert des Verlags

Weiter geht es in deiner Überzeugungsarbeit: „Warum Sie mein Buch verlegen sollten? Weil …“ Ja, hier brauchst du nun einen unwiderstehlichen Satz, ganz klar. Der ist so individuell wie deine Buchidee und du als Person. Wirf am besten einen Blick auf deinen USP!

Am Ende

Abschließend verweist du noch auf dein beigefügtes Exposé und deinen Probetext, zum Beispiel so: „Nähere Infos finden Sie in beigefügtem Exposé, auch die ersten 15 Seiten meines Manuskripts habe ich als Textprobe für Sie angehängt. Für Fragen stehe ich jederzeit gern zur Verfügung. Ich freue mich, …“

Alles klar? Na dann ran an den Speck. Ich drücke fest die Daumen, dass du Erfolg hast! Wenn du über die Verlagssuche noch mehr in meinem Blog lesen möchtest, bitte sehr hier lang: 😊

Wie finde ich einen passenden Verlag?

Verlagsvertrag in der Tasche – und nun?

Richtig anfangen: Die ersten Schritte zum Sachbuch

 

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