Autorencoaching mit speziellem Drive: weil es so wichtig ist, bedingungslos „Ja!“ zum Buch zu sagen
Letzte Woche habe ich meine Ausbildung für „existenzielles Coaching“ beim Begründer der Existenzanalyse Alfried Längle abgeschlossen. Wow, kann ich nur sagen. Mehr als ein Jahr lang viele hochinteressante Inputs und noch mehr berührende und tiefgehende Selbsterfahrung liegen nun hinter mir.
Ich fand, es war an der Zeit, in meine Autorencoachings frischen Wind hineinzulassen. Außerdem hatte ich manchmal das Gefühl, nicht ausreichend weiterhelfen zu können. Gegen Schreibblockaden beispielsweise gibt es jede Menge Tipps wie das beliebte Freewriting. Das kann gut helfen, wenn du beispielsweise einen Knoten im Kopf hast und nicht weißt, wo du anfangen sollst.
Doch manche Probleme beim Schreiben haben tiefergehende Ursachen, und da wollte ich mit besseren Hebeln ansetzen als mit Tipps wie „geh einmal um den Häuserblock“ oder „wechsle den Schreibort“. Es gibt beispielsweise Autoren, die ständig so einen Giftzwerg im Nacken sitzen haben, der ihnen bei jedem Satz zuraunt: „Das ist alles Bullshit. Wen interessiert, was du da schreibst! Du kannst das doch gar nicht. So gescheit, wie du gerade tust, bist du doch gar nicht!“ Vielleicht kennst du so einen ja sogar. Schlimm, mit so einem Gnom leben zu müssen, oder? Der lässt sich aber sicher nicht vertreiben, wenn ich mit dem super Schreib-Hack daherkomme, der da heißt: „Übe dich in Disziplin. Schreibe täglich wenigstens eine halbe Stunde!“ Das hilft mehr oder weniger gut, Text zu erzeugen. Es hilft aber nicht, den Giftzwerg loszuwerden, damit man mit Freude am Buch arbeiten kann.
Existenzielles Coaching also. Ich hörte von anderen, wie ergiebig, wie wirksam es ist. Mittlerweile habe ich es selbst erfahren – als Coach wie auch als Coachee – und bin beeindruckt, wie schnell man damit ganz neue Gedanken anregen kann. Jetzt, wo ich stolz mein Zertifikat in Händen halte, habe ich nicht einfach nur eine neue Methode im Ärmel. Ich habe nun auch einen anderen Blick auf den Menschen und darauf, was es braucht, damit er bedingungslos Ja zu etwas sagen kann – in meinem Fall Ja zum Schreiben und zur Autorenschaft.
Der Autor, die Autorin ist im Fokus
Wenn jemand eine Autorenberaterin aufsucht, dann normalerweise deshalb, weil er ein Buch schreiben will. Ich hatte es bisher erst zwei Mal, dass mich jemand aufsuchte, weil sie bzw. er Autor/in werden wollte. Du meinst, das laufe doch auf dasselbe hinaus? Ich finde nicht!
Wenn das Buch im Fokus ist, stellt man alles in den Dienst dieses Ziels: Exposé fertig bis Ende Mai, Manuskript fertig bis Ende November, Verlagssuche wie und wann, Marketing ab Sommer, dieses und jenes Marketing-Tool, weil es am besten wirkt. Das kann ganz wunderbar klappen. Doch manchmal – das kennst du vielleicht aus eigener Erfahrung – steht man sich selbst im Weg. Da nützen all die guten Tipps und Tricks und Informationen nichts.
Wenn der Autor bzw. die Autorin jedoch im Fokus steht, geht es natürlich auch ums Buch, aber wir sprechen auch noch über andere Dinge: Wie passt das Thema deines Buchs zu dir? Was motiviert dich, das Buch zu schreiben? Kannst du dich überhaupt als Autorin sehen? Wie steht es mit dir und der Welt, für die du schreiben möchtest? Wie sinnvoll ist es für dich, dieses Buch zu veröffentlichen? Was hindert dich daran, dem Projekt Buch die nötige Priorität zu geben? Was steckt dahinter, dass dir ständig ein Giftzwerg im Nacken sitzt, der dir nicht nur das Schreiben verleidet, sondern auch andere Aufgaben, die dir in deinem Leben wichtig sind?
Lebendige Sachbücher: Sei authentisch
Nicht, dass ich nicht schon bisher meine Autorinnen und Autoren ins Zentrum meines Coach-Daseins gerückt habe. Ich empfand es immer schon so, dass bei einem Sachbuch die „Sache“ nur die halbe Miete ist. Die ist sozusagen Pflicht und es sollte selbstredend sein, dass jemand, der ein Sachbuch schreibt, gut in diese Sache eingearbeitet ist und sich ausreichend lange damit beschäftigt hat. Doch ein Sachbuch, das nur die Sache darlegt, finde ich langweilig, um ehrlich zu sein.
Lebendig wird ein Sachbuch erst, wenn die Autorin, der Autor darin erkennbar wird. Das ist die Kür: dem Sachthema die persönliche Note zu verleihen. Und damit das klappt, muss man sich selbst einmal gut kennen und wissen, wie man die eigene Authentizität reinbringt. Ich kenne Bücher, bei denen sich der Autor hinter Wortungetümen, unverständlich „akademischen“ Formulierungen oder kreativen Wortschöpfungen versteckt, weil er intellektuell und klug, mitunter auch originell wirken möchte. Nicht dass kreative Wortschöpfungen nicht unterhaltsam und interessant sein können – doch wenn der Text darüber hinaus nichts über den Autor preisgibt, wird das Buch anstrengend zu lesen.
Sachbücher mit authentischen Autoren sind sichtbar. Sie werden für uns Leserinnen und Leser greifbar, der Inhalt wird emotionaler und damit besser verständlich. Authentische Autorinnen und Autoren schaffen es, die Aufmerksamkeit beim Lesen aufrecht zu erhalten. Ist es nicht das, was wir wollen?
Da wären wir also an der Stelle, wo der Autor, die Autorin im Zentrum steht. Könnte jetzt sein, dass dich das ein wenig schreckt: Ich, im Mittelpunkt? Dafür schreibe ich doch ein Buch, damit ich eben das nicht muss: mich auf die Bühne stellen! Musst du auch nicht, zumindest nicht in aller Konsequenz. Das macht schon das Buch für dich. Doch wichtig nehmen, das musst du dich schon. Denn der Wert deines Buchs steckt ursächlich in dir, und nirgendwo sonst!
Liebe Daniela,
herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Weiterbildung. Du hast so recht.
Bei Schreibblockaden müssen wir (Schreib-)Coaches bei unserer Kundschaft oft tiefer tauchen. Da greifen die vielen Quick-Schreib-Hacks oft nicht.
Warum? Die Schreibprozesse erinnern mich ans „Zwiebel schälen“: Man häutet sich immer mehr. Kommt zum Kern. Manchmal fließen Tränen, weil man auf alte „Verletzungen“ stößt.
Wunderbar, dass du deinen Autor*innen helfen kannst, diese Verletzungen zu verstehen und „aufzulösen“.
Herzliche Grüße aus Köln,
Ulrike
Ein wunderbarer Vergleich, das Zwiebelschälen! 😄 Danke, liebe Ulrike!