Kreative Schreibübungen für  Sachbuchautoren

Kreative Schreibübungen für Sachbuchautoren

Kategorie: Leichter leben, leichter schreiben

Finger- und Hirnübungen, damit Ihr Schreibstil verständlicher, luftiger, eloquenter wird

Kürzlich unterhielt ich mich mit jemandem, der meinte, für ein Sachbuch brauche man keine Kreativität. Weil: keine erfundenen Geschichten, alles Fakten und Realität. Nun ja. Vielleicht hat er ja auch noch nie ein wirklich gutes Sachbuch gelesen. 😉 Oder es liegt daran, dass wirklich gute Bücher runtergehen wie Butter und es einem gar nicht auffällt, wie eloquent, wie bildhaft, wie metaphernreich der Text ist – man weiß am Ende nur, dass man viel gelernt hat. Kann schon sein.

Tatsächlich brauchen Sie als Autorin, als Autor sogar jede Menge Kreativität. Schon beim Tüfteln, wie Sie das Thema anlegen wollen, wie Sie Ihre Expertise dem Publikum schmackhaft präsentieren wollen sind Sie mitten im Ideenspinnen – und damit ist Ihr Kreativmuskel gefordert. Und natürlich erst recht beim Schreiben. Denn es macht einen Riesenunterschied, ob Sie Ihre Fakten einfach nüchtern darlegen oder ob Sie sie in eine Geschichte verpacken. Ob Sie die tausendfach abgelutschte und daher langweilige Formulierung verwenden oder sich eine einfallen lassen, mit der Sie Ihre Leserinnen und Leser überraschen. Ob Sie in der Lage sind, Ihrem Best-Practice-Beispiel eine dramaturgische Wende zu verpassen oder nicht.

Ich habe meine Kollegin, Journalistin und ebenfalls mehrfache Sachbuchautorin Susanne Gurschler*)  gebeten, ein paar Finger- und Hirnübungen aus ihren Workshops zu spenden. Die erste Übung können Sie gleich am Ostersonntag probieren, wenn der Osterhase Ihnen das Arbeitsmaterial gebracht hat. 😉 Viel Spaß dabei!

1. Schau genau!

Ereignisse, Gegenstände, Sachverhalte detailliert zu beschreiben, gehört zum Handwerk professionell Schreibender. Die genaue Beobachtung, der „scharfe“ Blick lässt sich trainieren – im Großen wie im Kleinen.

Weil Ostern naht, nehmen wir uns ein Osterrei vor. Nehmen Sie das Ei in die Hand. Wie schaut es aus? Was lässt sich über seine Oberfläche sagen? Welche Farbe hat es? Wie fühlt es sich an? Wonach riecht es? Was kann man mit ihm machen (außer es sofort zu essen J)?

Was passiert, wenn man es schält? Welche Geräusche entstehen? Wie verändert es sich? Wie ist die Konsistenz? Wie fühlt es sich an, wenn man es zerdrückt? Wie schmeckt es?

Notieren Sie Ihre Erfahrungen so detailliert wie möglich. Suchen Sie nach passenden Begriffen. Sie werden staunen, wieviel sich über ein simples Osterei sagen lässt.

Diese Übung können Sie wunderbar in den Alltag integrieren. Denn gerade die einfachen Dinge genießen selten unsere Aufmerksamkeit – dabei hätten sie viel zu erzählen.

2. Perspektivwechsel

Eine andere Perspektive einzunehmen, macht Dinge lebendig, lässt uns Situationen, Ereignisse aber auch Objekte anders sehen, aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Für ein lebendiges Schreiben ist es unabdingbar, solche Perspektivwechsel vollziehen zu können. Also los!

Schon einmal überlegt, wie es Ihrem Arbeitstisch geht? Betrachten Sie Ihren Arbeitsplatz, achten Sie wieder auf die Details. Wie sieht er aus? Was liegt und steht herum? Wie sieht der Raum aus? Der Tisch? Der Stuhl? Wo sind die Fenster? Möbelstücke? Notieren Sie Ihre Betrachtung.

Und nun wechseln Sie die Seite. Sie sind jetzt der Arbeitsplatz, der Tisch, der Stuhl. Was erlebt er? Lassen Sie Ihre Fantasie spielen!

3. Wortschatz, Wortschatz!

Wer viel liest, erweitert seinen Wortschatz. Synonymwörterbücher helfen uns dabei, Wortwiederholungen zu vermeiden. Seinen Kopf in Sachen treffende Wörter elastisch zu halten, trainiert diese folgende Übung. Gleichzeitig schärft sie unseren Blick auf jene Wörter, die jeden Text erst lebendig machen: die Verben. Und sie macht richtig Spaß.

Beschreiben Sie eine Wartesituation, im Kaffeehaus oder an der Bushaltestelle – OHNE das Wort „warten“ zu verwenden! Was tut ein Mensch, der wartet? Woran erkennt man das?

Weitere Impulse: Ich gehe durch den Park, ohne das Wort „gehen“ zu verwenden. Wie gehe ich? Was sehe ich? Wem begegne ich? Wie gehen andere?

 

*) Susanne Gurschler hat bereits viele Sachbücher geschrieben, darunter drei aus der Serie „111 Orte“ des Emon Verlags. Das neueste erscheint Ende Mai 2020 unter dem Titel „111 Orte in Osttirol, die man gesehen haben muss“.  www.susannegurschler.at/publikationen/buecher

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