Auch Hobby-Schreiber haben manchmal ihre liebe Not damit, berufliche Texte zu schreiben. Warum das so ist und was den kleinen Unterschied ausmacht, erfahren Sie in diesem Beitrag.
»Ich versteh’s nicht,« jammert Frau Müller, ihres Zeichens Unternehmensberaterin und begnadete Trainerin. »Ich schreib für meine kleine Tochter ab und zu Märchen und Geschichten, da hab ich gar kein Problem. Aber diesen blöden Fachartikel krieg ich einfach nicht hin!« Und das, wo sie doch Expertin sei für das Thema, das sie im Fachartikel erläutern soll. Wie peinlich!
Nun, ich finde das gar nicht peinlich, sondern erachte das eher als ein weit verbreitetes Phänomen. Viele Experten tun sich schwer, »ihr« Thema schriftlich darzustellen. Oft genug sind das Menschen, die im Seminarraum die Teilnehmer regelmäßig mit ihrem Wissen in den Bann ziehen – aber das zugehörige Skriptum lahmt und der Fachartikel liest sich erst recht so verworren, dass sogar der wohlwollendste Leser enttäuscht die Zeitschrift weglegt.
Die Expertenfalle
Warum das Schreiben partout nicht gelingt, wo doch das Reden nur so fließt, kann viele Ursachen haben. Eine davon nenne ich Expertenfalle:
- Weil man so viel weiß, sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und wenn Sie als Schreiber keinen Überblick haben, dann können Sie auch keine Struktur finden, an der sich der Leser anhalten kann.
- Weil Sie Experte sind, empfinden Sie so vieles als wichtig – viel mehr, als der Leser ertragen kann. Denn der Leser möchte im Fachartikel ein paar knackige Inputs erhalten und nicht die Enzyklopädie Ihres gesamten Wissensbestands.
Dazu kommt noch, dass Sie als Schreiber Ihr Publikum entweder gar nicht kennen oder nur eine vage Vorstellung haben. Daher können Sie auch nicht an einer konkreten Frage anknüpfen wie im Seminar, wo der Teilnehmer Sie so lange löchert, bis Sie ihm ausreichend Auskunft gegeben haben.
Die Bedürfnisse des Lesers bleiben also im Dunkeln, die meisten Schreiber denken sogar überhaupt nicht darüber nach, was am anderen Ende des Schreibkanals gefragt ist. Dabei ist gerade diese Frage sehr hilfreich, um das Dickicht zu lichten, Inhalte zu strukturieren, einen roten Faden zu finden und den Leser mit einem interessanten Text zu erfreuen.
Bevor Sie also zu schreiben beginnen, nehmen Sie sich bitte unbedingt die Zeit und setzen Sie die Brille Ihrer Leser auf: Was könnte ihn am Thema interessieren? In welchen Situationen kann ihm das Wissen nützen? Inwiefern ist er vom Thema betroffen? Welchen Anlass könnte er haben, um Ihren Artikel zu lesen? Mit diesen Fragen treffen Sie nicht nur das Leserinteresse. Sie reduzieren damit auch die Komplexität in Ihrem Kopf, weil Sie sich erlauben können, nur einen Auszug Ihres Wissens zu präsentieren.
Natürlich sind auch diese Fragen nicht so einfach zu beantworten – viele Experten sind einfach zu sehr in ihr Wissen vertieft. Das ist auch der Grund, warum es Menschen wie mich gibt: Als professioneller Schreibcoach schaffe ich mit Ihnen gemeinsam Klarheit und Struktur, durch die Sie gut ins Schreiben kommen können.
Jetzt können Sie sich vielleicht auch vorstellen, warum sich Frau Müller beim Märchenschreiben so viel leichter tut wie beim Schreiben ihres Fachartikels. Als Märchentante sieht sie sich nicht als Expertin, das ist nicht ihr Beruf. Märchen schreibt sie ja nur so zum Spaß, die müssen nicht perfekt sein. Außerdem kennt sie ganz genau ihre Leserin: das Töchterchen. Aber für ein Fachpublikum etwas zu schreiben – da schnappt die Expertenfalle zu…
Viel Erfolg bei Ihren beruflichen Texten!
Herzlichst, Ihre Daniela Pucher
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