Der Kreislauf des Delegierens

Der Kreislauf des Delegierens

Kategorie: Leichter leben, leichter schreiben

Blogwichteln ist toll. Jedes Jahr rund um die Weihnachtszeit beschenken sich Bloggerinnen des weltbesten Netzwerk Texttreffs gegenseitig mit einem Blogbeitrag. Heuer werde ich von Christine Hutterer beschenkt. Hier ist er!

Weihnachten ist bald. Sehr bald. Und es gab und gibt viel zu tun – Projekte sollen und wollen zum Abschluss oder bis zu einem Meilenstein gebracht werden, To Do-Listen abgehakt, Weihnachtsfeiern besucht, Geschenke gekauft werden, die Wohnung auf Vordermann gebracht werden, Weihnachtsstimmung soll aufkommen und dann taucht zum Jahresende auch immer aus irgendeiner Ecke das Gefühl auf, resümieren zu müssen. Wie war mein Jahr? Was war gut, was könnte besser sein? Wie habe ich meine Ziele erreicht, meine Vorsätze umgesetzt? Ach ja, und schon steht die nächste Steuererklärung an …

Das sind ganz schön viele Baustellen, auf denen da im Dezember gleichzeitig gearbeitet wird. Aber auch im restlichen Jahr gibt es selten so viel Leerlauf und frei verfügbare Zeit, dass man plötzlich vor Langeweile nicht mehr ein noch aus wüsste – bei mir zumindest. Damit aber immerhin gelegentlich ein wenig vom heutzutage wertvollsten Gut, der Zeit, um mich ist, delegiere ich die ein oder andere Sache. Um etwas zu delegieren braucht man eine Unterscheidung zwischen Tätigkeiten/Aufgaben, die an andere Personen weitergegeben werden können oder sollen, und solchen, bei denen das nicht erwünscht oder sinnvoll ist. Es gibt:

  • Dinge, die ich tun muss
  • Dinge, die getan werden müssen
  • Dinge, die ich tun will
  • Dinge, die ich nicht tun will

Wäre es so einfach, könnten einfach auch jeden Fall die Dinge, die ich nicht tun will und vielleicht auch die, die getan werden müssen, anderen Personen übertragen werden. Die ganze Angelegenheit verkompliziert sich dadurch, dass es zu den oben genannten Punkten noch Zusätze gibt:

  • …, aber nicht tun will.
  • …, aber nicht tun kann.
  • …, aber die ich tun will.
  • …, aber die ich tun muss.

Es gibt eine ganze Reihe von Kombinationen. Doch wozu führt das? Für jeden von uns sieht die Liste unterschiedliche aus. Jeder hat unterschiedliche Aufgaben im Job, ein unterschiedliches privates Umfeld, unterschiedliche Interessen usw. Daraus ergibt sich ein lustiges Netz aus Verbindungen, von dem wir alle leben. Ein Beispiel:

Ich gebe meine Steuerangelegenheiten liebend gerne an meine Steuerberaterin ab, die das besser kann als ich und – jetzt kommt’s – es auch noch lieber macht als ich! Um gesundheitliche Belange würde ich mich zwar gerne selbst kümmern, kann es aber nicht immer, so dass ich mich vertrauensvoll in die Hände diverser Ärzte und Therapeuten begebe, weil sie das können. Mein Sohn spielt Fußball im Verein; nicht nur, weil meine Qualitäten auf dem Fußballplatz begrenzt sind, sondern auch, weil die Trainerin es zugleich besser kann und lieber macht. So weit ist das System einfach und klar. Nun begibt es sich, dass manche Menschen auf ihrer Liste Dinge mit „die ich nicht tun will oder kann“ markieren, die ich gut kann und gerne mache. Zum Beispiel Texte schreiben. Das ist sehr praktisch, denn davon lebe ich – ebenso wie meine liebe Kollegin Daniela Pucher. Ich kann zwar nicht Fußball spielen, dafür kann ich Kindern schwimmen beibringen.

Es ist toll, dass es Menschen gibt, die all die Berufen machen, die ich nicht mache(n kann). In vielen Bereichen ist das ganz normal: Niemand würde sich selbst ein Auto bauen, ein Medikament zusammenbasteln oder am offenen Herzen operieren. Bei Dingen, die eigentlich „jeder kann“ – wie beispielsweise schreiben – sieht das anders aus. Und das trägt leider nicht immer zum eigenen Erfolg bei. Das ist kein Plädoyer dafür, dass jeder nur das tun darf, was er gut kann. Nein, nein! Natürlich darf und soll jeder auch Dinge tun, die man vielleicht nicht gut kann, aber die man gerne macht! Das bringt ja erst den Spaß ins Leben. Doch im professionellen Bereich schwenke ich die Fahne fürs Delegieren. So kommt bei jedem irgendwann auch wieder auf andere Weise etwas von dem an, was man delegiert hat. Und meist hat man daran dann mehr Spaß als an der unliebsamen Tätigkeit. So hilft es uns allen.

In diesem Sinne wünsche ich frohe Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr!

Zur Autorin: Dr. Christine Hutterer ist freie Medizin- und Wissenschaftsjournalistin, Texterin und Autorin. Sie lebt mit ihren Kindern in München und nutzt die freie Zeit, die durch das Delegieren vorhanden ist, um Berge zu besteigen. Wie wertvoll Zeit ist, erfuhr sie auf einer vierwöchigen Wanderung mit ihren beiden kleinen Kindern und einem Esel auf Korsika. Die Erlebnisse hat sie in dem Buch „Ist das jetzt der Urlaub?“ zusammengetragen.

 

Bildnachweis: pixabay.com

Was sagen Sie?

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Erforderliche Felder sind markiert mit *.

*

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden und akzeptieren die Datenschutzhinweise. *