Wie Sie in kürzestmöglicher Zeit eine erste Fassung Ihres Manuskripts hinlegen
Angeblich ist jetzt, wo alle zu Hause bleiben müssen, die große Entschleunigungswelle ausgebrochen. Genaues kann ich nicht sagen, denn bei mir ist sie nicht angekommen. Im Gegenteil, es gibt neue Anfragen von Autorinnen und Autoren, die ihr Buch schreiben wollen. Möglich, dass jene, deren Leben sich gerade entschleunigt, ihre Zeit sinnvoll nützen. Gute Idee!
Die Zeit maximal produktiv nutzen
Wenn Sie zu jenen gehören, dann freut es Sie vielleicht, wenn ich Ihnen die allerbeste, ja eigentlich die Mutter aller Schreibstrategien zur Hand gebe: die Quick-and-Dirty-Strategie. Zwei Schritte sollten Sie davor bereits erledigt haben:
- Thema, Zielgruppe und all die Denkarbeit vor dem Schreiben sollten Sie durch haben. Hier nachzulesen.
- Für jedes Kapitel machen Sie einen Aufriss, also einen roten Faden in Stichworten, mit dem Sie Ihren LeserInnen durchs Kapitel helfen.
Auf los geht’s los: schnell und schlampig
Und dann kann es losgehen. Quick & Dirty heißt, dass Sie zügig schreiben, ohne Rücksicht auf Fehler und Lücken. Kein Tüfteln an Formulierungen. Kein Grübeln über Hieb- und Stichfestigkeit aller Aussagen. Grammatik und Rechtschreibung, alles egal.
Und vor allem: Sie haben absolutes Rechercheverbot! Sie leeren quasi zunächst einmal nur Ihr Hirn. Bei jeder Stelle im Text, wo Sie unsicher sind, verkneifen Sie sich den Klick zur Suchmaschine oder den Gang zum Bücherregal. Nix da! Sie schreiben nur, was Sie im Kopf und im Herzen haben und machen im Text eine kleine Notiz, die Sie mit Leuchtfarbe markieren fürs spätere Nachschauen.
Quick win: In kürzester Zeit haben Sie Ihr Manuskript fertig
Sie werden sehen, das macht viel Spaß! Zumal Sie vielleicht schon nach wenigen Wochen feststellen: Hey, ich hab alle Kapitel durch! Wenn das kein Erfolgserlebnis ist! Auch wenn Sie wissen, dass noch die Überarbeitung vor Ihnen liegt, so ist es doch der größte und wichtigste Meilenstein, einmal alles im Groben niedergeschrieben zu haben. Zeit, stolz zu sein und ein Gläschen zu heben!
Nimmt den Druck und steigert die Qualität des Buchs
Das Paradoxe an dieser Schreibstrategie: Sie schreiben schlampig, und doch werden Sie am Ende, nach dem Überarbeiten, einen viel besseren Text produziert haben, als wenn Sie gleich ordentlich geschrieben hätten. Denn:
- Sie schreiben viel flüssiger und bleiben in Ihrer Sprache authentisch. Beim Recherchieren landen Sie immer in anderen Sprachwelten, die Sie aus Ihrer eigenen rausbringt.
- Sie schreiben verständlicher und auch logischer in der Abfolge der Inputs, weil Sie eher so schreiben, wie Sie sprechen würden. In der mündlichen Sprache verwendet man keine komplizierten und verschwurbelten Sätze.
- Sie haben weniger Zweifel an Ihrem Wissen und Können (falls Sie dazu neigen). Fremde Bücher sind immer Nährboden für den inneren Zweifler: Boah, diese Autorin weiß viel mehr als ich. Wow, so würde ich gern schreiben können. Das sparen Sie sich alles, wenn Sie in der Rohfassung ausschließlich bei Ihrem eigenen Wissen bleiben.
- Sie umgehen Schreibblockaden, die oft aus überzogenen Ansprüchen an sich selbst entstehen. Indem Sie sich selbst das schlampige Schreiben verordnen, haben Ihre hohen Ansprüche von vornherein kein Leiberl.
Noch einen großen Vorteil hat die Strategie: Weil Sie so zügig durch die gesamten Inhalte ziehen, behalten Sie immer den Überblick. Wer sich in Details verzettelt, kann den ganz schnell verlieren!
Ich bin ja gespannt, ob es am Ende der Corona-Krise eine Bücherschwemme geben wird 😉
Wunderbar, vielen Dank. Es wird garantiert eine Bücherschwemme geben. Die Idee mit dem eigenen Buch hatte ich übrigens auch. Also schwimmen wir alle gemeinsam! 🙂
Das freut mich sehr zu lesen! Und ich bin schon gespannt, was für ein Buch das werden wird 🙂