Es ist leer, das Blatt und das bleibt es auch. Ich sitze vor dem Computer und sollte schon die längste Zeit einen Newsletter an Sie, liebe Leserin und lieber Leser, schreiben. Aber es kommt nix! Das Hirn scheint blank zu sein wie der Bildschirm, weit und breit kein Thema, über das ich schreiben könnte – oder zumindest keines, von dem ich glaube, dass es Sie interessieren wird.
Du wolltest doch was übers Schreiben schreiben, ermuntert mich mein Herzallerliebster. Ja eh … aber das ist ein weites Feld und mir fällt nichts Gescheites ein! Du machst das schon, sagt er und klopft mir tröstend auf die Schulter. Ich weiß, dass du das kannst.
Und ich weiß, dass er es lieb meint, dass ich diese weisen Worte aber gerade in so einer Situation nicht hören kann. Ich lächle ihn also zweifelnd-verzweifelt an und kehre brav zurück zu meinem Notebook. Nichts. Gähnende Leere nach wie vor. Und dann tritt jener fatale Mechanismus ein, der einen erst recht vom Schreiben abhält. Kennen Sie das auch? Da kommt gerade ein E-Mail, das ich sofort lesen muss. Während ich im Internet recherchiere, fällt mir ein, dass ich online meinen Kontostand abfragen könnte. Ach ja, und bei der Gelegenheit prüfe ich gleich, ob ich nicht Rechnungen zu überweisen hätte. Ich erledige Anrufe, bestelle Farbpatronen für meinen Drucker und vereinbare einen Termin mit meinem Steuerberater. Alles, nur nicht schreiben.
Am nächsten Tag glänzt mein Schreibtisch vor Ordnung, der zündende Gedanke vor Abwesenheit und das Blatt Papier immer noch vor Unbeflecktheit. Ich gehe spazieren (Bewegung ist eh g’scheiter als das viele Sitzen vorm Computer), gieße die Blumen (manuell-stupide Tätigkeiten sind gar nicht so ungut), fahre zum Reifenwechsel (ach, ich liebe diese ölgeschwängerte Luft in Werkstätten), erledige die Ablage und mache sogar die Buchhaltung.
Keine Idee in Sicht.
In meiner Not rufe ich meine beste Freundin an. Klarer Fall von Schreibblockade, diagnostiziert sie. Schreib doch darüber was. Über Schreibblockaden! Na klar!
Mein Professionistenherz ist peinlich betroffen. Warum ist mir das nicht selber eingefallen? Das ist doch einer der vielen klugen Tricks, eine Schreibblockade zu überlisten: Schreib über das, was grad ist, der Rest kommt dann schon. Wenn du wütend bist, schreib über Wut. Wenn du blockiert bist, dann schreib, wie sich das anfühlt. Eine von vielen Möglichkeiten, in den Schreibfluss zu kommen.
Eine halbe Stunde später ist der Rohtext fertig und meine Welt wieder in Ordnung. Jetzt nur noch überarbeiten …
Übrigens sind mir in der Zwischenzeit all die vielen Antiblockier-Übungen und
-Tipps wieder eingefallen. Sollten Sie also demnächst bei sich selbst Schreiblähmung entdecken: Rufen Sie mich an! Und lassen Sie die Buchhaltung – oder was auch immer Sie tun, um nicht zu schreiben – jemand anderen machen.
Herzlichst, Ihre Daniela Pucher
daniela.pucher@wissenswerkstatt.at, Mobil 0699/1920 5595