Welche Fragen Sie sich zu Beginn stellen müssen, damit Sie Ihrem Projektanfang auch wirklich Zauber einhauchen
Wenn da schon etwas Neues beginnt – das neue Jahr –, dann ist das doch ein perfekter Anlass, um noch was anderes neu beginnen zu lassen: Ihr Buch, das Sie seit Längerem im Kopf spazieren führen und bisher immer so schön vor sich herschieben.
Kann man ja auch verstehen: Ein Buch ist viel Arbeit und dann weiß man ja auch nicht so recht, ob man es überhaupt kann … Da kann ich helfen: Ich habe Anregungen für Sie, wie Sie Ihre Buchidee aus dem Kopf herausbekommen und ins Leben hinein.
Schreiben beginnt mit Denken
Machen Sie nicht den Fehler, den so viele machen: sich hinsetzen, zu Ihrer Idee mögliche Kapitel erfinden und dann auch gleich schreiben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie erstens irgendwo im Nirvana landen, nur nicht bei Ihren Lesern, zweitens den Faden verlieren und nicht mehr finden und drittens komplett die Lust verlieren, ist groß. Schublade auf – rein mit den 50 Seiten, Schublade zu. Aus die Maus.
Schade um den vielen Aufwand, oder? Also: Lieber zuerst ordentlich Denken! Und zwar zunächst einmal über das konkrete Thema, das Sie aus Ihrer Idee herausschälen müssen.
Bei Büchern gilt: Der Wurm muss dem Fisch schmecken. Und dem Angler.
Ja, ich weiß: Kunde ist König und so. Klar. Aber Ihr Buch soll ja nicht nur die Kunden = Ihre Leser glücklich machen. Sie tun sich die viele Arbeit ja auch deshalb an, weil Sie sich selbst einen Nutzen versprechen. Also muss das konkrete Thema beides erfüllen: Es muss Ihren Lesern etwas bringen und Ihnen auch.
Diese Fragen bringen Sie zu einem markttauglichen Thema
- Wer sind meine Leser? Wen wollen Sie adressieren? Sagen Sie jetzt bitte nicht „alle“. Nein, für alle schreiben Sie bestimmt nicht, Sie wissen schon: Es allen recht zu machen ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr. Wenn Sie einen Kommunikationsratgeber schreiben, schreiben Sie nicht für alle, die kommunizieren müssen, sondern beispielsweise nur für Verkäuferinnen im Einzelhandel, die schüchtern sind.
- Schlüpfen Sie in deren Schuhe: Was brennt Ihrer angestrebten Zielgruppe konkret unter den Nägeln? Mit welchen Fragen und Problemen würden die zu Ihnen kommen?
- Halten Sie fest: Welchen Nutzen sollen Ihre Leserinnen und Leser aus Ihrem Buch ziehen? Sollen sie sich sicherer fühlen beim ersten Ansprechen von Kunden? Oder wollen sie sich Kollegen oder der Chefin gegenüber besser durchsetzen können? Schreiben Sie ganz konkret auf, was die Zielgruppe von Ihrem Buch alles haben soll. Jeder Nutzen, den Sie finden, kann eine neue Stoßrichtung für Sie auftun, wohin Sie mit Ihrem Thema gehen können.
- Steigen Sie nun wieder in Ihre Schuhe: Wie gefällt Ihnen diese nun konkretere Idee? Wollen Sie sich damit wirklich positionieren? Wollen Sie nicht nur Kommunikationsexpertin sein, sondern eine solche mit besonderem Verständnis für Schüchterne? Dann ist‘s gut. Wie wäre das, wenn künftig viel mehr Seminare für Schüchterne bei Ihnen angefragt werden? Super? – Super. Und können Sie für diese Zielgruppe auch 150 Seiten oder mehr schreiben? Wird es Ihnen Freude bereiten, sich ein Jahr lang intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen? Ja? Perfekt. Wenn nicht, dann gehen Sie noch einmal zurück zu Schritt 2 und probieren eine andere Variante.
- Wie Sie andere Varianten finden:
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- Anderes Teilgebiet wählen: keine Kommunikationstipps für Schüchterne, sondern doch Kampfrhetorik
- Andere Zielgruppe: nicht für schüchterne Verkäufer, sondern für Führungskräfte in harten Verhandlungsrunden
- Andere Fragenstellung: Mit welchen Fragen kommen Ihre Kunden noch zu Ihnen?
- Andere Perspektive: nicht, wie Schüchterne ihre Kunden ansprechen können, sondern wie es Kunden geht, die von Verkäufern angesprochen werden.
- Andere Branche: nicht für den Einzelhandel, sondern für Freiberufler
- Nun ist es Zeit, einen Blick auf den Markt zu werfen: Besuchen Sie den Buchhandel – online oder offline, wie Sie das lieber haben, oder beides – und suchen Sie nach Konkurrenzwerken. Was gibt es dazu schon? Wenn Sie finden, dass es ohnehin schon Millionen Kommunikationsbücher gibt, lassen Sie sich aber nicht so schnell entmutigen. Vielleicht hat Ihr Buch nur noch nicht den richtigen USP, also kein Alleinstellungsmerkmal, das ausgeprägt genug ist. Da haben Sie noch Chancen zu drehen. Vielleicht gibt es schon ein Buch für schüchterne Verkäuferinnen – aber das ist sachlich und nüchtern geschrieben. Wenn Sie eines schreiben, das unterhaltsam und lustig zu lesen ist, haben Sie womöglich trotzdem Chancen, gekauft zu werden!
Schreiben Sie zu den wichtigsten Konkurrenzwerken Name des Autors, Titel, Verlag und Erscheinungsjahr auf und notieren Sie, was der USP dieses Buchs ist – und worin sich Ihres unterscheiden könnte. (Hier finden Sie ausführlicher, was Sie tun sollten.) Wenn Sie das für 5 bis 7 Konkurrenzwerke machen, haben Sie viel Stoff, um am Alleinstellungsmerkmal Ihres Buchs noch weiter zu feilen und ihn zu schärfen. Je besser dieser sichtbar ist, desto besser sehen ihn Ihre Leser – und umso leichter wird Ihnen auch das Schreiben fallen.
- Nun haben Sie die ersten entscheidenden Schritte für Ihr Buchprojekt erledigt. Gratulation! Also schnell aufschreiben:
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- Arbeitstitel, Untertitel. Grübeln Sie nicht lange an einem umwerfenden Buchtitel – fürs Erste reicht es, wenn er den Zweck erfüllt: dass das Kind einen Namen hat.
- Versuchen Sie eine Kurzbeschreibung: eine halbe Seite, nicht mehr, und zwar in dem Stil, wie der Text auf der Rückseite eines Buchs geschrieben ist, nämlich mit ein bisschen Werbesprech drin.
- Brainstormen Sie, was Sie alles in Ihr Buch hineinschreiben könnten.
Sie haben hiermit die erste Seite Ihres Buchkonzepts gefüllt. Na, hätten Sie das gedacht? Sehen Sie. Ist ja gar nicht so kompliziert.
Wenn Sie mehr darüber wissen wollen, wie das mit dem Buchschreiben so geht: In Kürze erscheint mein Ratgeber über das Sachbuchschreiben! Daniela Pucher: Zur Sache, Experten! Sachbuch schreiben und vermarkten. Eine 10-Schritte-Anleitung, es erscheint demnächst im Springer Verlag. Hier können Sie vorbestellen.
Illustration: Gerhard Vay
Liebe Daniela,
freue mich sehr auf dein Buch zum Thema Sachbuch-Schreiben. Habe es soeben bei Springer vorbestellt!
Meine Sachbuch-Pläne sind weiterhin aufrecht, ich merke aber, dass mir die lange Nachdenk-Phase guttut, ich werde sicherer und weiß mehr, was ich zum Thema eigentlich ausdrücken will. Ganz liebe Grüße, Sonja Rieder
Oh, vielen Dank fürs Vorbestellen, das freut mich!
Du spannst uns ja ganz schön auf die Folter mit deinem Buch. 😉 Nachdenken ist immer sehr wichtig – hast du deine Gedanken denn auch schon versucht, in einem Konzept schriftlich zu verdichten?