Rasenmäher-Meditation

Rasenmäher-Meditation

Kategorie: Danielas Melange

Über den ungemeinen Vorteil der Gartenarbeit, die mitunter zu einer Schreibpause umdefiniert werden kann.

Es ist Nachmittag und der Kopf ist voll, voll mit Inhalten verschiedener Bücher: Um 9 Uhr ein Zoom-Coaching mit einer Autorin, die an einem Fachbuch schreibt, anschließend schreibe ich einen Text für die Website von Kunden, deren Ghostwriter ich seit vielen Jahren bin. Nach dem Mittagessen setze ich mich ans eigene Buch, ihr wisst schon, das über Sportmotivation. Mein Kopf fühlt sich an wie meine Tücher-Schachtel, in die ich schon so viele Halstücher hineingestopft habe, dass der Deckel immer wieder aufspringt.

Weil ich ja neuerdings nicht mehr in Wien, sondern am Land wohne, ist das aber gar kein Problem, den vollen Kopf leer zu kriegen. Die Sonne scheint, das Gras ist hoch, also was hat die Neo-Gärtnerin zu tun? Richtig: Rasenmähen.

Das Hirn auslüften

Ich starte den Boliden, er schnurrt beglückt (eine Unterstellung, ich weiß, aber es ist schließlich seine Mission, Rasen zu mähen, und ein frisch gemähtes Stück Grün muss sein großer Traum sein, ich kann es mir nicht anders vorstellen). Schon bin ich im Anti-Kopf- und Pro-Handwerks-Modus. Nach den ersten Längen wird das Schnurren lauter und ich sehe im Augenwinkel: Meine Nachbarin hatte wohl dieselbe Idee. Wir winken uns zu und tauschen ein Lächeln aus.

Es gibt ja viele Gartenbesitzer, bei denen Rasenmähen nicht gerade der Renner ist, weil langweilig und dann auch noch anstrengend. Vor allem, wenn die Wiese kupiert ist und Bäume und andere Hindernisse mittendrin stehen, muss man um sie herummanövrieren. Das hat mir zu Beginn sogar ein paarmal Blasen an den Händen beschert.

Nichtsdestotrotz finde ich Rasenmähen so beruhigend irgendwie. Gerade diese Fadesse der Tätigkeit – rrrrrrrr in eine Richtung, rrrrrrrr in die andere Richtung, rrrrrrr, rrrrrrr  – hat so etwas Beruhigendes. Da hat mein Hirn endlich überhaupt nichts zu tun!

Ich gehe also gemächlich meine Reihen ab und lasse mich einlullen vom Schnurren und Rattern von zwei Rasenmähern. Absurd irgendwie, dass so viel Lärm so eine Ruhe in mir auslösen kann. Aber vielleicht ist das ähnlich wie bei Babys, die dann endlich einschlafen, wenn man den Fön anstellt. Könnte ich direkt einmal recherchieren, was es damit auf sich hat.

Aktive Regeneration ist gut für Hirn und Körper

Mit jeder Reihe, jeder Runde mit dem Rasenmäher, wird mein Kopf freier. „Aktive Regeneration“ würden Sportler das nennen, also Pausen, die Körper, Geist und Seele brauchen, um sich weiterzuentwickeln, nur eben nicht reglos auf der Couch verbracht, sondern mit einer aktiven Bewegung. Ich habe einmal vor ein paar Jahren ein Buch geghostet, in dem es darum ging, das Konzept der Regeneration aus dem Sport für alle Berufstätigen, vor allem für die Kopfarbeiterinnen zu übersetzen.*) Rasenmähen steht natürlich nicht drin, aber sollte das Buch eine neue Auflage erfahren, werde ich das anregen!

Beim Rasenmähen zeigt sich, wie super das Konzept „Bewegung = Entspannung“ tatsächlich funktioniert: Der Körper darf sich nach der vielen Schreibtischarbeit endlich bewegen, der Geist hingegen darf runterfahren und sich entspannen. Was hab ich bloß früher als Großstädterin gemacht, so ganz ohne Garten!

*) Peter Solc: Die Time-out-Taktik. Effektive Regeneration bei Leistungsdruck, Stress und Erschöpfung. Humboldt 2014

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