In letzter Zeit werde ich immer öfter um einen Fachvortrag zu Ghostwriting gebeten. Es ist mir eine Ehre! Denn es ist ein Zeichen großen Interesses zum Beruf meines Herzens. Eine schöne Wertschätzung meines Wissens und meiner Erfahrungen obendrein. Gestern war ich Gastvortragende bei den Freischreibern, einem Netzwerk freier JournalistInnen. Im Hinterzimmer des Radlagers, umringt von Rennrädern (was für eine erfrischende Idee, Café und Radwerkstatt zu verbinden!), erzählte ich über die Freuden und Tücken des Ghostwriting, über Verdienstmöglichkeiten und Marktchancen. Wir redeten über Verlagssuche und Selfpublishing und was während eines Schreibprozesses so alles passiert. Es hat viel Spaß gemacht, mich von den Journalistinnen und Journalisten löchern zu lassen (und klar, dass gerade Journalisten es sehr gut verstehen, gute Fragen zu stellen!).
Ghostwriting ist ein altes Handwerk
Solche Einladungen freuen mich nicht nur, weil es schön ist, mich mit Menschen auszutauschen und zu vernetzen. Es ist für mich auch eine Möglichkeit, meinen Beruf ins rechte Licht zu rücken. Ghostwriting hat immer noch für manche einen zweifelhaften Ruf, wird als anrüchig, unmoralisch oder gar illegal gesehen. Es sei unfair, so hört man, sich als AutorIn auszugeben, wo man doch kein Wort selbst geschrieben hat. Man würde sich mit fremden Federn schmücken, vorgeben etwas zu können, was man offensichtlich gar nicht beherrscht. Auch darüber wurde gestern sehr konstruktiv diskutiert.
Mich machen solche Vorurteile abwechselnd traurig und verärgert. Wenn sich jemand in schicke Schale wirft, hält man ihm doch auch nicht vor, dass er seinen Anzug nicht selbst geschneidert hat, oder? Man gesteht ihm trotzdem zu, ein gepflegter, modebewusster Mensch zu sein. Ebenso wird man einer Unternehmerin wohl auch nicht ihren Unternehmerstatus absprechen, wenn sie ihren Jahresabschluss vom Steuerberater erledigen lässt und am Ende nur ihren Namen daruntersetzt.
Ein Buch mit einem Ghostwriter zu schreiben, ist nichts anderes als Arbeitsteilung, wie sie heutzutage doch selbstverständlich ist. Zwei Menschen arbeiten an einem Buch, und jeder bringt das ein, worin er spezialisiert ist: Der eine hat das Themen-Knowhow, die andere das Schreib-Knowhow. So einfach ist das. Man findet schon in der Antike Redenschreiber, die letztlich auch nichts anderes als Ghostwriter sind.
Wie findet man einen Ghostwriter?
Ghostwriter zu finden ist so eine Sache. Denn außer so seltenen Geschöpfen wie mich, die hauptberuflich vom Ghosten leben und daher im Web ganz offen diesen Begriff verwenden, gibt es viele, die nur gelegentlich für andere ein Buch schreiben und sich nicht outen wollen und/oder dürfen.
Abgesehen von offiziellen Ghostwritern und Ghostwriting-Agenturen sind es sehr oft Journalisten, manchmal auch Werbetexter – und wenn Sie eine Verlagslektorin fragen, wird sie Ihnen bestätigen, dass sie beim Überarbeiten eines Manuskripts schon auch einmal so sehr eingreifen muss, dass sie es eigentlich schon fast neu geschrieben hat.
Die Idee der Freischreiber, sich näher mit Ghostwriting auseinanderzusetzen, ist also sehr berechtigt. Auch wenn es einen großen Unterschied macht, ob man einen Artikel für eine Zeitschrift oder ein ganzes Buch schreibt – Journalisten können auf jeden Fall eines ganz bestimmt: Inhalte strukturieren, zielgruppengerecht schreiben und den Schreibstil nach allen Regeln der Kunst und des Handwerks bedienen.
(Fotocredit: Sabine Karrer)
Mir gefällt alles was sie sagen ich würde selbst einen Ghostwriter brauchen
Danke! Nun, Sie wären ja hier bei mir an der Quelle – und mein Netzwerk an erfahrenen und jungen Ghostwritern wächst und wächst 🙂