Die Zeit seit dem letzten Sommer war wirklich intensiv. Sie begann mit der Fertigstellung eines Sachbuchromans, setzte fort mit einem neuen Ghostwriting-Projekt zusätzlich zu einem bereit laufenden, übertraf sich selbst mit noch einem neuen Buchprojekt, für das zumindest am Konzept gearbeitet werden sollte, von diversen kleinen Textaufträgen gar nicht zu reden – und endete gestern am 28. Februar mit einem doppelten Abgabetermin der beiden Ghostwriting-Projekte.
Eine Art Autoren-Hattrick also; ich behaupte jetzt einmal ganz frech, drei Tore in einem Spiel sind nix gegen zwei Buchmanuskripte an einem Tag. Außerdem hat „Hattrick“ ja nichts mit der Zahl 3 zu tun, sondern mit einem Kricket-Hut, also lässt sich wohl jegliche besondere Leistung ungeachtet des Quantums als Hattrick bezeichnen.
Aber ich schweife ab. Was mich viel mehr interessiert als jeglicher Hut-Trick, ist: Was stellt eine Autorin denn so an, an einem schreibfreien Tag mitten in der Woche? An einem so heiß ersehnten! An einem, den sie sich die ganze Zeit schon als Belohnung wie eine Karotte vor die Nase gehängt hat. An einem Tag ENDLICH ohne Computer!
- Sie lässt sich beim Aufstehen Zeit und genießt die Aussicht, endlich einmal nichts zu tun zu haben.
- Sie frühstückt mit einer lieben Freundin im wunderschönen Café-Bistro Palmenhaus und ist so erleichtert über ihr Nicht-Schreiben im Café.
- Sie geht spazieren und ist immer noch glücklich, dass sie nichts zu schreiben hat.
- Sie fährt mit der Straßenbahn nach Hause und macht einen Umweg, nur um den blauen Himmel zu genießen und sich am Leben zu erfreuen.
- Sie kauft sich einen rot-lila Blumenstrauß.
- Sie lässt sich zu Hause fröhlich in einen Fauteuil fallen und baut Luftschlösser.
Sie … beginnt sich zu langweilen.
- Sie wirft einen Blick auf Facebook. (Das Handy ist ja kein echter Computer, nicht?)
- Sie stopft Wäsche in die Waschmaschine.
- Sie räumt ein bisschen auf.
- Sie postet auf Facebook, wie toll so ein schreibfreier Tag ist.
- Sie schlendert ziellos durch die Wohnung.
Sie … hat keinen blassen Schimmer, was sie mit ihrer schreibfreien Zeit anstellen soll.
- Sie tut, was man eben so tut, wenn man ratlos ist: frischen, duftenden Kaffee aufbrühen.
- Sie schlichtet Bücher in die Regale, die die längste Zeit in der Wohnung herumliegen.
- Sie macht es sich mit dem Kaffee bei den Bücherregalen gemütlich, nippt an ihrer Tasse und blickt gelangweilt auf den frischen Blumenstrauß.
Und dann?
Dann schnappt sie sich Notizbuch und Kuli und schreibt. Endlich! Als wäre sie von einer wochenlangen Schreibabstinenz erlöst worden. Es fließt nur so, die Worte purzeln aufs Papier, überschlagen sich, werden zwischen die Zeilen hineingequetscht, zwischen andere Worte dazwischengefrickelt. Sie schreibt, und die Langeweile ist wie weggeblasen. Sie tut, was eine Autorin mitunter eben so macht, wenn sie sich eine schreibfreie Zeit schon länger gewünscht hat und sie dann endlich da ist: Schreiben!
(Foto: (c) Daniela Pucher)