Lieblingsjob: Ghostwriting

Lieblingsjob: Ghostwriting

Kategorie: Danielas Melange

Mit einem Autor bzw. Experten eine Idee ausspinnen. Von ihr infiziert werden, bis sie in der Blutbahn kreist und einen nicht mehr loslässt. Inhalte erfragen, diskutieren, sammeln, bis man so viel Material hat, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Zu diesem Zeitpunkt immer unrund sein und somit wenig sozialverträglich. Bis dann – endlich!! – die Erlösung kommt: der Geistesblitz, wie man den Wust an interessanten Informationen in eine Struktur gießen kann. Hochgefühl empfinden und Stolz, dass man den Überblick geschaffen hat.

Dann taucht man ein zweites Mal ein in die Materie, diesmal Kapitel für Kapitel. Man schreibt und schreibt und schreibt. Koordiniert sich mit dem Autor, stellt weitere Fragen. Man wird selbst ein bisschen Expertin. Man beglückt den Herzallerliebsten mit Erstaunlichem, Faszinierendem, mit Aha-Erlebnissen die man während des Schreibens gelernt und erfahren hat, weil man vom Thema schon ein wenig besessen ist. Der ist entweder selbst erstaunt und fasziniert oder er erträgt es liebevoll mit dem Wissen, dass die Phase ein Ende haben wird. Er ist schließlich der Herzallerliebste.

Ein weiteres Hoch- und Stolzgefühl gibt es, wenn alle Kapitel einmal geschrieben sind, auch wenn das Manuskript noch lange nicht fertig ist und man weiß, dass die Stimmung ab jetzt immer heißer wird. Einerseits, weil der Abgabetermin plötzlich bedrohlich nahe ist, andererseits, weil das Streichen und Umarbeiten von Inhalten viele Diskussionen erfordern. „Kill your darlings“, das Streichen von vermeintlich genialen Passagen im Text, ist ja selbst für Schreibprofis eine Herausforderung, geschweige denn für Erstautor/-innen.

Aber dann der Showdown: Wenn das Manuskript beim Verlag und auch die Lektoratsphase überstanden ist, stellt sich zuerst Erleichterung ein, dann Freude. Ich feiere mit meinen Autor/-innen gern zu diesem Zeitpunkt. Bei einem Gläschen Schampus (mitunter auch Mineralwasser, Hauptsache es prickelt) wandelt die Aufregung und Anspannung sich um und zeigt sich in einem breiten, zufriedenen Lächeln. Wunderschön!

Warum ist ein Lieblingsjob ein Lieblingsjob?

So in etwa laufen Ghostwriting-Projekte ab. Annette Lindstädt von der worthauerei ist nun schuld, dass ich darüber nachdenke, warum ich diese Arbeit so liebe. Sie hat eine Blogparade ausgerufen mit der Frage: Was macht eigentlich Lieblingsjobs aus? Also, woran liegt es, dass ich so gerne Buchprojekte abwickle?

Es ist für mich sinnvoll, Wissen in einem Buch zu präsentieren

Im gerade abgeschlossenen Buch von Peter Solc (erscheint Ende September) haben wir über die „15 Aktivierungsprogrammen“ geschrieben. Man kommt ja nicht umhin, sich dabei selbst einzuordnen. Seitdem weiß ich: Ich bin in erster Linie sinn-aktiviert. Wenn ich das Gefühl habe, dass das Wissen der Autorin oder des Autors für andere Menschen hilfreich ist, sie damit ihr Leben, ihre Arbeit erleichtern können, empfinde ich die tiefe Befriedigung, an einer sinnvollen Sache wesentlich beigetragen zu haben. Am liebsten ist es mir, wenn wir den Lesern Denkanstöße geben. Die Vorstellung, dass jemand in seinem Lehnsessel sitzt, mit dem Buch in der Hand, und immer wieder aufschaut, weil er über das Gelesene nachdenken möchte, ist grandios!

Ich darf Einzelkämpferin sein, bin aber nie einsam

Was mich auch aktiviert, ist, dass ich mit meinem Einzelkämpfertum auf meine Kosten komme, gleichzeitig aber nie sozial verhungern muss. Bücher zu schreiben ist grundsätzlich ein einsamer Job. Indem ich ein Buch aber mit mindestens einer Person gemeinsam schreibe, und ich diese Person durch die enge Zusammenarbeit gut kennenlerne, habe ich genügend Ansprache. Allein, aber nie einsam, so könnte man das beschreiben.

Mein Produkt ist sichtbar und angreifbar

Ich bin außerdem höchst motiviert, weil man das Endprodukt greifen, sehen, riechen kann. Es erfüllt mich tatsächlich mit großer Befriedigung, wenn ich das Buch in meinen Händen halten kann. Ich streiche über das Cover, ich halte es unter die Nase und blättere schnell durch, damit der Geruch des frisch Gedruckten in meine Nase dringt. Ich stelle es so lange an einen prominenten Platz in meiner Bibliothek, bis das nächste Buchprojekt fertiggestellt ist. Dann erhält das neue Buch den Ehrenplatz, während das ältere ins Regal zu den anderen von mir mitentwickelten Büchern kommt.

Warum immer nur unter fremdem Namen schreiben?

Das werde ich öfter gefragt. Nun, der britische Ghostwriter Andrew Crofts schreibt in seinem Buch über Ghostwriting, dass man als Autor niemals so viele Bücher schreiben könnte, wie man wollte, weil das Einarbeiten in ein Sachgebiet viel zu lange dauern würde. Ich habe allein in den letzten drei Jahren sieben Sachbücher geschrieben. Das war nur möglich, weil ich für Menschen schrieb, die in ihrem Gebiet bereits Experten waren, sodass ich nur noch aufschreiben musste, was sie bereits im Kopf und im Herzen hatten. Das ist es schließlich, was ich am liebsten tue: Bücher schreiben!

1 Comment

  1. Auch ein sehr spannender Lieblingsjob. Es grüßt von der gemeinsame Blogparade,
    Ulrike Zecher

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